Trump’s Triumpfe plagen vor allem …. die Republikaner

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Nach dem dritten Triumph von Donald Trump im vierten Vorwahl-Staat Nevada bei den Republikanern und dem für heute Abend zu erwarteten Gewinn von Hillary Clinton in South-Carolina bei den Demokraten gehen die Vorwahlen um die amerikanische Präsidentschaft in die vorentscheidende Phase: Jetzt wird aus der von einzelnen Bundesstaaten geprägten Wettbewerb eine nationale Auseinandersetzung; am kommenden Dienstag entscheiden gleich elf Staaten auf einmal („Super-Tuesday“), innert weiterer acht Tagen sind nochmals fünf und Mitte März am zweiten Super-Tuesday nochmals 6 Staaten dran. Erst dann dürfte klar werden, wer sich wirklich Hoffnungen machen darf, im Sommer an den grossen Parteikonvents in Cleveland (Republikaner) und Philadelphia (Demokraten) zum Präsidentschaftskandidat einer der beiden grossen US-Parteien auserkoren zu werden.

Das ist zeitlich und personell bereits die erste grosse Überraschung dieses Wahljahres. Mit einer so langen, wirklichen Ausmarchung hat niemand gerechnet. Die meisten waren davon ausgegangen, dass sich die Spreu viel schneller vom Weizen trennen wird, und die Favoriten die meisten Konkurrenten viel früher zum Rückzug veranlassen würden.

Bei den Demokraten kann sich jedoch der älteste Präsidentschaftskandidat in der schon langen Geschichte amerikanischer Wahlen, Senator Bernie Sanders, dank seinem unglaublichen Rückenwind bei den Jüngeren und Jüngsten gut behaupten; trotz mangelnder Unterstützung bei den schwarzen Frauen – eine für jeden erfolgreichen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, der in den vergangenen 40 Jahren (seit Jimmy Carter) nie die Mehrheit aller weissen Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen konnte, unentbehrliches Wählersegment, das sich bisher zu fast drei Vierteln für Hillary Clinton aussprach.

Wobei Hillary Clinton zeigt, dass sie durchaus immer noch sehr lernfähig ist. So hat sie ihren Diskurs bei den täglich fast Dutzenden von kleineren und grösseren Auftritten im Vergleich zu Ende Januar verändert. Sie spricht viel weniger in der Ich-Form, sagt viel mehr „Wir“. Zudem versucht sie die Angesprochenen zu aktivieren und mit einzubeziehen und bietet sich nicht nur allen als Helferin und Super-Mama für alle Benachteiligten an. Für das Schicksal Sanders dürfte entscheidend sein, ob er am kommenden Dienstag neben seinem Heimatstaat Vermont beispielsweise auch in Massachusetts gewinnt und im Süden den Rückstand auf Clinton auf eine einstellige Ziffer reduzieren kann.

Ist die Auseinandersetzung zwischen den beiden demokratischen Kandidaten für die Kandidatur zwar hart und scharf, aber vergleichsweise fair und konziliant, ist unter den immer noch sechs Köpfe umfassenden republikanischen Kandidaten die Hölle los. Dort ist der Favorit des Washingtoner Establishments, Jeb Bush, bereits ausgeschieden; sein Budget von 115 Millionen folgenlos in Schall und Rauch aufgegangen. Der in allen Umfragen führende Kopf, Trump, wird vom Gouverneur von Texas, dem Mainstream-Republikaner Rick Perry als „für echte Konservative giftige Mischung zwischen Demagogie, mieser Gesinnung und Nonsens“ bezeichnet, welche die Republikanische Partei zu Verlierern machen würde. Der zweite republikanische Senator von Florida, Lindsey Graham, kann sich nicht vorstellen, „wie man Trump und die republikanische Agenda miteinander versöhnen kann.“ So ist Trump eine vehementer Kritiker der den Republikanern wichtigen Freihandelsabkommen; er spricht sich für Familienplanung aus, was den die Republikaner dominierenden Abtreibungsgegnern ein Greuel ist; Trump hat nichts gegen Landenteignungen für wichtige öffentliche Bauten, was die anti-staatsinterventionistischen Republikaner ablehnen; Trump will alle 11 Millionen US-Sans Papiers hinauswerfen, während diese für viele Republikaner unentbehrliche billige Arbeitskräfte darstellen und deshalb umsichtiger behandelt werden müssen.

Entsprechend vehement gingen die beiden Senatoren Cruz und Rubio, beide vor sechs Jahren dank der fundamentalistischen „Tea-Party-Bewegung“ nach Washington gewählt, am Donnerstagabend an der letzten kontradiktorischen Debatte auf Trump los und versuchten ihn jeweils zu ihren Gunsten auszustechen. Doch deren Problem ist, dass sie als aggressive, eher unerfahrene Ideologen und typische Politikanten daherkommen, die Trump fast als coolen Problemlöser , „Anti-Politiker“ und Deal-macher aussehen lassen. Beide glauben zudem, extremer und damit besser zu sein als der andere; sie hoffen an den beiden Super-Tuesday’s ihre jeweiligen wichtigen Heimatstaaten Texas (Cruz) und Florida (Rubio) für sich zu gewinnen und weisen deshalb den Gedanken weit von sich, sich zugunsten des anderen und einer gemeinsamen Alternative zu Trump zurückzu-ziehen. Mitte März könnte es dann aber dafür schon zu spät sein.

Den Republikanern scheinen sich mit einem sehr radikalen Kandidaten abfinden zu müssen, der kaum alle Flügel der Partei hinter sich scharen kann,. Das wäre historisch nur mit der Kandidatur von Barry Goldwater im Jahr 1964 zu vergleichen. Goldwater gehörte damals zu jener republikanischen Minderheit, welche die grosse demokratische Errungenschaft jener Zeit, die politische Gleichstellung der Afro-Amerikaner im „Civil-Rights-Act“, abgelehnt hatten. Der damalige Senator aus Arizona ging sogar so weit zu sagen, manchmal denke er, es ginge den USA insgesamt viel besser, wenn sie sich von der liberalen Ostküste inklusive New York trennen und diese im Atlantik davon-schwimmen liesse ! Das Wahlergebnis im November 1964 war entsprechend: Präsident Johnson wurde im Amt bestätigt, Goldwater konnte nur Arizona und fünf Südstaaten für sich gewinnen.

Professor Vladimir Solonari aus Orlando in Florida sieht im Gespräch heute eine weitere Parallele zwischen dem bisherigen Erfolg Trumps und der damaligen Kandidatur von Goldwater: Beide würden vom „systemischen Rassismus“ getragen, welche die amerikanische Gesellschaft immer noch prägt, die Hoheit des Weissen Mannes immer noch als entscheidenden Massstab ansieht und die meisten Republikaner veranlasst, eine vernichtende Bilanz über die Präsidentschaft Barak Obamas zu ziehen, dessen Legitimität viele von ihnen nie richtig akzeptiert haben. Deshalb der Slogan, der alle Republikaner derzeit einigt: „Wir müssen unser Land zurückerobert und es vor dem Untergang bewahren.“

Dem eingeschriebenen Republikaner und Manager einer Baumaschinen-Fabrik, Barry Pope aus Raleigh, der Hauptstadt North-Carolinas, macht diese Ausgangslage im Hinblick auf die Vorwahl mitte März und die Wahl anfangs November sichtlich Sorgen. Er kritisiert zwar grundsätzlich, dass die Demokraten immer eine zu grosse Regierung und viel zu teure grosse Bundes-Programme realisieren wollen. Doch die extremen Republikaner, die sich als Kandidaten abzeichnen, scheinen ihn auch eher abzuschrecken. So meinte er mir gegenüber an einer Bar vor dem Abendessen in einem Pub an der Staatsgrenze zwischen Georgia und Alabama: „Ich werde zweimal das geringere Übel wählen müssen. Im März eher einen Moderaten wie Kasich und im November, sofern es Trump auf das Ticket der Republikaner schafft, wohl trotz allem die Hillary, auch wenn ich sie eigentlich gar nicht mag.“

 

 

 

Andi Gross

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